Montag, 1. Oktober 2018

Himmlischer Trialog: Buddha, Jesus, Mohammed



Jedes Jahr,      
wenn drei Sterne zusammenrücken,
um Bethlehems Stern zu werden,
sitzen sie wieder beisammen:
der Zimmermanns Sohn,
der in der Futterkrippe zur Welt kam
und Gottes Friedensreich ansagte,
- das verwöhnte Fürstenkind,
das zum Raddreher der Welt wurde
- und das Waisenkind aus der Wüste,
das die göttliche Welt-Schöpfung mitverantworten sollte.

Sie sitzen dort oben
oder ist es tief in der Weltenseele?
Sie erzählen einander,
wie sich nach ihnen
die Welt veränderte
und doch trotz all ihrer Worte
Verhärtungen blieben
und Frömmigkeit
in Gewalt umschlug,
dass Brutalität
einfach nicht aufhörte.
Sie beklagen den Mangel an Liebe
die unendliche Verzweiflung,
den Hunger, den Krieg.

Sie wollten es anders,
denn in ihnen erwachte
der Geist einer neuen Zeit: 
Siddharta wurde zum Buddha
zum Raddreher einer Epoche der Einfachheit.
Der Wanderprediger aus Nazareth,
der die Sanftmütigen pries, 
     wurde zum Friedensbild einer gebrochenen Welt.
Der vom Engel in der Höhle Berufene,
wollte die Stadt des Zusammenlebens aufbauen.

Alle drei geborgen im Göttlichen -
aber zugleich Menschenkinder
der neuen Zeit,
Leuchtsignale der kommenden Welt.

Nun sitzen sie beisammen
wie jedes Jahr
und machen sich Sorgen.
Denn Bethlehem,
was Haus des Brotes heißt,
sollte Zeichen des Friedens werden.
Dessen Stern sollte leuchten überall
und Dunkles hell machen –
Städte des Friedens sollten entstehen,
denn das Licht von Bethlehem gilt allen !


Hl. Drei Könige, Mosaik in der Kirche Sant'Apollinare Nuovo, Ravenna (Wikipedia)

Friedlose Gegenwelt heute -
und dennoch: die Drei
bleiben in ihrer Menschlichkeit
himmlisches Zeichen,
dass die Vision einer neuen Welt
allen Menschen des guten Willens
weiter als Aufgabe bleibt:

Der Fürstensohn  wurde darum zum Bettler.
Das Krippenkind lehrte, dass Gottes Macht
sich in der Ohnmacht durchsetzt.
Das Waisenkind entdeckte,
dass Glaube nur im
friedlichen Zusammenleben
glaub-würdig ist.
In ihrer Erdenzeit haben die Drei
vieles anders gewollt
Und vieles auch nicht erreicht.

Der Buddha auf dem Lotossitz, Jesus am Kreuz und Mohammed auf der Reise in die himmlische Nacht

Die Drei wurden von Anfang an
unbewusst
und auch bewusst gründlich
missverstanden.
Und darum sind sie 
- auch in diesem Jahr -
weder zufrieden noch glücklich.
Sie überlegen,
ob sie nicht noch mehr 
Engel auf Erden bräuchten,
damit deren Gesang
das „Ehre sei Gott in der Höhe
und Frieden auf Erden“
in jedem Winkel
der geschundenen Welt
endlich ankommt
und der Stern von Bethlehem
alle verdunkelten Seelen erhellt.

Und die Drei überlegen auch,
ob sie nicht alle drei zugleich
zurückkommen müssten
wie Einer.
Sie wären so ein-deutige Zeugen,
dass Himmel und Erde
menschlich
zusammengehören.

Die Zeichen der Drei:
der Lotos,
das Kreuz
und das friedgültige Wort -
für die Welt der Gewalt
wär’s das endgültige Aus.
24. Dezember 2017

CC 

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