Dienstag, 21. Januar 2014

Aus dem levantinischen Tagebuch: Krak des Chevaliers

Eroberer einst -
ihre Quadern
bedeuteten Macht.
Festung der Bergeshöh,
Zeichen des Kampfes
zwischen den Religionen -
clash of civilizations.
Jahrhunderte lang dann
Begegnung in Frieden -
Menschen verschied'ner Kulturen,
bezaubert von Kreuzritter-Architektur
und arabischen Ornamenten,
vielleicht sogar die Rose von Anjou
dicht bei der alten Freitagskanzel.

Und hinter dem bröckelnden Putz
der Gruß des Engels -
les compliments de Jésus et Marie.

In den Kreuzritterbögen
das Licht der Sonne,
das alle Menschen vereint ...

O alte Kreuzritterburg,
warum sterben die Schwert-Schwinger nicht aus?


Sonntag, 12. Januar 2014

Aus dem levantinischen Tagebuch: Damaskus - in der Omayyaden-Moschee


Sonnenbeglänzter Marmor -
die Tore steh'n offen -
einladender Lichtschein. 

Doch draußen stehen die Hüter
versteinerten Glaubens
und perpetuieren
Kleidervorschriften für Frauen.

Drinnen jedoch
vier Nischen
für die vier Rechtsschulen -
nebeneinander
im gemeinsamen Beten
ausgerichtet nach Mekka,
und dazwischen ehrwürdige Männer,
die Kinder segnen
und beschwerten Seelen
Tröstungen zusprechen.

Und wer tieferen Kontakt
mit dem Göttlichen sucht,
verweilt vor dem Sarkophag
von Yahya-Johannes,
damit die Sinne sich wandeln
zu Hoffnung und Neubeginn.

Samstag, 11. Januar 2014

Aus dem levantinischen Tagebuch: Maalula (Syrien)

Thekla-Kloster Maa'lula
Aramäisch sprach er,
der  Rabbi aus Nazareth,
Sprache des Volkes,
schlichte Worte
doch voll von Hoffnung des Heils.

Männer und Freuen gleichermaßen
bewegte er,
sie folgten ihm nach
in demütiger Menschlichkeit -
Zukunftsvision
göttlicher Liebesherrschaft,
gelernt aus der kindlichen Schlichtheit,
denn den Kleinen gehörte
sein Herz.


Die Nachfolger oft anders:
Im Kloster des  Hl. Sergius
Mar Sarkis, wie er im Lande heißt,
herrscht immer noch vor
die Strenge geübter Askese.
Es ist fast so,
als wären Riten

zu Stein geworden.


Neben ihm taucht  auf
aus der Frühzeit christlichen Glaubens,
die Zeugin des Glaubens,
die Apostolin Thekla,
sie wird zum Quellgrund bis heute.

Da fragte im Grunde niemand:
Wer bist du?
Jude, Muselman oder Christ?
Da galt nur eins:
Nimm vom Wasser des Lebens,
geh zur Quelle der Thekla
und du schmeckst
heilsames Evangelium.


Und heute - die Quellen des Glaubens
vergiftet
durch unsäglichen Terror, Zerstörung, Gewalt ...



--- Infos zu Maalula / Ma'lula (Wikipedia)
--- Ein Kultur-Welterbe wird zerstört - Maa'ula (Dezember 2013)

Sonntag, 5. Januar 2014

Aus dem levantinischen Tagebuch: Byblos und Ugarit

Votivfiguren, Byblos, 1800 v. Chr.
Steine verhelfen zur Schrift,
Anbetung im Tempel
formte Figuren
dem Gotte vergoldet,
in Ton Geknetetes wurde Buchstabe.
Keilgeritztes im Banne der Ratio
vereinfacht die Formen
drückt Konsonanten ein
und macht aus 22 von ihnen
das Alphabet.

Phönizier, Hebräer, Griechen, Araber -
sie nehmen die Schriftlinien auf.
Sinnzeichen, Alphabete entstehen.
Dann kommen die Römer,
geniale Vereinfacher.
Und so bleibt's bis heute
A B C in Latein.
Kanaänäisches Alphabet,
Ugarit, 1400 v. Chr.

Aus Buchstabe wird Wort
aus den Worten der Satz,
und Sätze werden
Geschichten, Gedichte.
Sie erzählen bis heute
von Göttern und Menschen.
Und wir sind bereichert
vom jenseitigen Ufer -  des Mittelmeers.


Cover des Ausstellungskatalogs:
Liban- l'autre rive (IMA Paris 1998)
Literaturhinweise:



Freitag, 3. Januar 2014

Gottes Absteige


Sagrada Familia, Barcelona (Foto: Anton Wessels)

Aufstieg des Menschen
nicht ohne den Abstieg Gottes.
Gottes Jenseitigkeit im Schoße der Mutter.
Darin wird die Erde zusammengehalten.
Gott wird ein Kind
und Himmlisches
liegt in der Futterkrippe.
Ochs und Esel
genießen die Wärme
in der Absteige Gottes.
Und das Himmelslicht über dem Stall
bringt selbst Könige durcheinander -
bis heute ...


Am Morgen des Abendlandes
saßen sie zusammen
in der Absteige Gottes.
Sie dachten nach,
woher sie gekommen
und wohin sie nun gehen sollten.
Vernunft und Mystik suchten die Sprache
Sie fanden ein einziges Wort -
GOTT.


Donnerstag, 2. Januar 2014

Aus dem levantinischen Tagebuch: Damaskus

Innenhof der Omayyaden-Moschee
Noch geblendet vom Sand der Wüste
ergrünt die Oase,
erst Zypressen, dann Palmen auch,
Kreuzung der Karawanen
von allen vier Enden der Erde:
Weihrauch vom Jemen,
Seide aus China,
Bernstein vom Baltischen Meer,
und Gold aus den Minen von Kusch -
Kauf und Verkauf
und in den Stadtquartieren
edelstes Handwerk,
Klingen und Schwerter
aus feinstem Stahl.
Und dann der Damast,
der edle Wohnung schmückt
zum Palast.

Damas, Damaskus
ließ sich keiner entgehen.
Politiker aller Couleur
und aller Epochen
erkämpften sich Herrschaft.
Mit ihren Bildern demonstrierten sie Macht
bis heute.

Auch all die Gläubigen
setzten hier Zeichen:
Johannes der Täufer,
Märtyrer des wahrhaftigen Gottes,
abgeschlagen das Haupt,
doch lebendig der Geist -
eine Kirche zu seinem Gedenken
und die Mutter Jesu ganz in der Nähe,
folgte sie ihrem Sohn doch
bis ans Ende der Welt,
denn sein Geist ließ sich nicht halten
im Grabe.

Selbst Glaubensfanatiker
haben hier Schwierigkeiten
Saul - Paulus -
in Damaskus lernt er neu sehen
und wird Missionar dessen,
der's wagte,
Feindesliebe zu predigen.
- Hat wenig geholfen - 

Die muslimischen Kämpfer gar
hielten in Andacht ein,
erinnerten sich
ihrer beider großen Propheten -
dessen,
der taufte im Jordan
und dessen,
der getauft wurde:
Yahya, Johannes - Bußprediger,
und Isa, Jesus  -
Gott volle Menschen
und hier gemeinsam erinnernd.

So zeugt auch die Omayyaden-Moschee
von der Menschen liebenden Toleranz,
die die Wahrheit
des barmherzigen Gottes
s t r a h l t.
erlebt November 1999

Und Januar 2014?
Wie kann man all das vergessen
an diesem Ort -
und in Trümmer zerschlagen,
was Menschlichkeit
über Jahrtausende mühsam
und zugleich als Hoffnung erbaut?


Mittwoch, 1. Januar 2014

Leuchtspuren des Geistes

Feuersäule des Geistes
weist auch deiner Nacht
den Weg
 
Schlägt durch
und leuchtet
heim

Flammt durch
und macht das Dunkel


Lichtzeichen der Gnade
am Horizont erwacht schon die Liebe
Es ist die letzte Wache der Nacht


Im Lichtzeichen des Geistes
wird der Nachthimmel Morgen
Lichtsäule mit den Flügeln
der Morgenröte
löst die Zunge der Sprachlosen
erhellt die verfinsterten Geister
macht dem Nachtspuk ein Ende
und schreitet fort
im Morgenwind des Auferstandenen.

Begeisterung
erfüllt die Verdunkelten
ihr Stimmengewirr ist nicht mehr Babel.
In den Ruinen des Turm
flammen Lichtzeichen auf
gebündelter Strahl heiligen Geistes
bricht die verkrustete Sprache
löst die staubige Zunge
denn die Nacht hat wieder
ein Morgen.

Geist ist Trost
dem verstummten Leben
das auffliegt in den Feuerschein
eines Morgens voll Gott
jetzt begeistert das Feuer die Zungen
da stehen die Zeichen auf Heute.

Die Flügel der Morgenröte
werden erfüllte Verheißung
und Leitfeuer
versöhnter Welt.


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