Samstag, 20. Januar 2024

Reinhard Kirste: Predigt-Materialien, Nacherzählungen, Gottesdienst-Entwürfe, Meditationen (aktualisiert)

Friedensreich Hundertwasser-BIBEL

Aufgrund jahrzehntelanger Gottesdienst-Tätigkeit in Gemeinde und Schule sind viele Predigten zu biblischen Texten, Andachten und neue Liturgieformen entstanden.
Hier werden hier in  Auswahl vorgestellt, dazu thematische Anregungen, 
Gebete und Meditationen.

Thematisches
  • Schulgottesdienst als Fest und Besinnung
    Theologisch-homiletische Einführung
    Gottesdienst Praxis Serie B ----  (Hg.:  Erhard Domay):
    Schulgottesdienste. 
    Gütersloher Verlagshaus 1989, S. 7-15
  • Unterwegs zum Leben. Gottesdienste mit Schülern
    der Sekundarstufe I und II.

    Dienst am Wort Bd. 36. Göttingen: V & R  1979, 144 S., Abb.
  • Gottes Liebe ist noch nicht zu Ende
    Schulgottesdienst zu 1. Mose 6-8: Noah- die Arche die große Flut
    In: Horst Nitschke (Hg.): Gottesdienste mit Schülern.
    Für Schulanfänger - Zur Schulentlassung - Während der Schulzeit - Zum Reformationstag.
    Gütersloher verlagshaus 1979, S. 80-84
  • Abendmahl am Morgen - Frühstücksgottesdienst in der Schule
    Zuerst veröffentlicht in: Gottesdienst Praxis Serie B ----  (Hg.:  Erhard Domay): Schulgottesdienste.Gütersloher Verlagshaus 1997, S. 135-137
  • Der Abendmahlsteil in Schulgottesdiensten
    Gottesdienst Praxis Serie B ----  (Hg.:  Erhard Domay): Schulgottesdienste.
    Gütersloher Verlagshaus 1989, S. 105-109
  • Auf dem Weg zu wahrer ökumenischer Gastfeundschaft
    Mehr als eine Problemanzeige

    Gottesdienst Praxis Serie B ----
    (Hg.:  Erhard Domay): Abendmahl.
    Gütersloher Verlagshaus 1998, S. 121-130
  • Jesus und Mohammed - eine Bildbetrachtung
  • Weihnachten: Zeit-Zeichen und Türöffner
  • Passion - Kreuzweg zum Leben
  • Passion:
    Ich kenne einen, der riskierte alles
    Gottesdienstpraxis Serie B: Passion
    Hg.: Horst Nitschke. Gütersloher Verlagshaus 1983, S. 57-73
  • Taufe
    Ein neuer Name - ein neues Ich.
    Überlegungen zum Thema Taufe und eine Aktion mit YtongsteinenGottesdienst Praxis Serie B ----  (Hg.:  Erhard Domay): Taufe. , V. Perikopenreihe, Bd. 4:
    10. Sonntag n. Trin bis Ewigkeitssonntag. Gütersloher Verlagshaus 1997, S. 29-32
  • Weitere Taufgottesdienste, siehe Bibelstellen
  • Trauung 1
    Persönliche Gedanken zur christlichen Trauung
    In: Horst Nitschke (Hg.) in Zusammenarbeit mit Hans Werner Dannowski / Jürgen Kleemann:
    Trauung. Gottesdienstmodelle, Gebet, Voten, Predigten, Besinnungen, Anleitungen.
    Gütersloher Verlagshaus 1975, S. 147-149
  • Trauung 2
    Elemente der Trauung
    In: Horst Nitschke (Hg.) in Zusammenarbeit mit Heinz-Dieter Knigge:
    Trauung 2. Predigten, Gebete, Voten, Besinnungen, neue Formen
    Gütersloher Verlagshaus 1979, S. 94-98
  • Am Grabe
    Predigten, Gebete, Predigtanalysen. Hg. Horst Nitschke 
    in Zusammenarbeit mit Hans Werner Dannowski / Jürgen Kleemann.
    Gütersloher Verlagshaus  1975
    Predigt: Euer Herz erschrecke nicht (Johannes 14,1-6)
    ... (aaO S. 115 [S. 114-117])
Morgenimpulse



Predigttexte, liturgische Anregungen, Erzählendes



  • Jesaja 42, 1-9: Gott gibt Lebensatem
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), VI. Perikopenreihe, Bd. 1:
    1. Sonntag im Advent bis Letzter Sonntag nach Epiphanias.. Gütersloher Verlagshaus 1995, S. 112-113

    den um Gerechtigkeit kämpfenden Hauptmann Moor in einen furchtbaren Gewissenskonflikt.


  • Jesaja 43, 1-7: Identität und Namensgebung
  • Jesaja 49, 1-6: Gescheiterte Hoffnung und dennoch Licht der Welt
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), V. Perikopenreihe, Bd. 4:
    10. Sonntag n. Trin bis Ewigkeitssonntag. Gütersloher Verlagshaus 2000, S. 74f
    Der Gottesknecht - ein Licht für die Welt
    Jesus erzählt einigen Engeln im Himmel aus seiner irdischen Geschichte: "40 Tage hatte ich mich aus dem Leben meiner Stadt zurückgezogen, mit mir und der Wüste allein. Ich hatte seit meiner Kindheit den Eindruck, dass etwas Besonders auf mich wartete, aber was das war, wurde mir erst in diesen 40 Tagen und besonders in den 40 Nächten des Fastens klar. Die inneren Erlebnisse ...
     
  • Jesaja 55, 6-13: Der Mensch im Kreislauf der Natur
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), V. Perikopenreihe, Bd. 2:
    Sexagesimae bis Kantate. Gütersloher Verlagshaus 2001, S. 9
  • Jesaja 60, 1-2: Licht im Dunkel
  • Jesaja 62, 1-12: Jerusalem oder Hoffnung auf die neue Stadt
  • Jeremia 29,1.4-14: Was ist das Beste für eine Stadt?
  • Daniel 12,1-7:  Lehrer der Gerechtigkeit auf dem Weg zur Weisheit
    (Erinnerung an Paul Schwarzenau)
15. Sonntag n. Trin. bis Ewigkeitssonntag. Gütersloher Verlagshaus 1997, S. 95-96
  • Johannes 14,1-10 mit Bezug auf Kap. 16 und Joh 3,14
    Christliche Identität im Johannes-Evangelium
    In: Reinhard Kirste: Die Bibel interreligiös gelesen.
    Interkulturelle Bibliothek Bd. 7.

    Nordhausen: Bautz 2006, S.115-120.124-128

    --- Textauszug:
        Religiöse Identitätserweiterung, aaO S. 121-122 (überarbeitet)

    Vorfassung: Johannes 14,1-7 im Blick auf die Gründung des Ökumenischen Rates 1948.
    In: GottesdienstPraxis Serie A
    ---  (Hg.:  Erhard Domay), I. Perikopenreihe, Bd. 3:

    Kantate bis Israelsonntag. Gütersloher Verlagshaus 2003, S. 142-149
  • Johannes 14, 15-19: Abschied und Tröster
    Zuerst veröffentlicht in: Gottesdienst Praxis Serie A
    ----  (Hg.:  Erhard Domay), V. Perikopenreihe, Bd. 3:

    Rogate bis 3. Sonntag n. Trin. Gütersloher Verlagshaus 1995, S. 26-30
  • Johannes 16,7-8: Der islamische Paraklet
    - eine komplementäre Auslegung
    In: Reinhard Kirste: Die Bibel interreligiös gelesen. Interkulturelle Bibliothek, Bd. 7
    Nordhausen: Bautz 2006, S. 124-126
  • Johannes 20,1-18: Maria Magdalena - neu sehen lernen
  • Apostelgeschichte 1, 1-12 (Himmelfahrt)
  • Apostelgeschichte 2,1-18: Geistes-Gegenwart.
    Anregungen für einen pfingstlichen Schulgottesdienst in der Sekundarstufe I
  • Apostelgeschichte 2,37-47: Geistes-Gegenwart [heute]
  • Apostelgeschichte 8, 26-40: Ein Finanzminister aus Äthiopien
  • Römer 9-11: Juden und Christen
  • Römer 14, 10-13: Kritik - Unterscheidung - Entscheidung
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), II. Perikopenreihe, Bd. 3:
    Rogate bis 11. Sonntag n. Trin. Gütersloher Verlagshaus 1998, S. 104
  • 1. Korinther 1,18-25: Der Skandal - im Kreuz Christi liegt das Heil
  • 1. Korinther 2,12-16: Natürlicher und geistlicher Mensch
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), IV. Perikopenreihe, Bd. 3:
    Kantate bis 9. Sonntag n. Trin. Gütersloher Verlagshaus 2000, S. 55
  • 2. Korinther 4,3-6: Wenn Licht durchscheint
    Vorfassung: 
    GottesdienstPraxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), VI. Perikopenreihe, Bd. 1:
    1. Sonntag im Advent bis Invokavit. Gütersloher Verlagshaus 1998, S. 96-103
  • 2. Korinther 9,6-15: Freizügigkeit und Freiheit des Gebens
    Gottesdienst Praxis Serie A ----  (Hg.:  Erhard Domay), II. Perikopenreihe, Bd. 4:
    12. Sonntag n. Trin. bis Ewigkeitssonntag. Gütersloher Verlagshaus 1998, S. 55
                      Aufgrund des Konflikts,
         
     




  • Hebräer 13,14-16 in Verbindung mit Hebräer 4,9:
    Keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen,
    denn: Es ist noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.
    Wir haben hier keinen bleibenden Ort;
    das Grab ist ein Ort der Zeit;
    und der Tod ist nur das Zwischendurch
    zur vorhandenen Ruhe Gottes,
    das DORT, wo nichts mehr weht.




CC

Sonntag, 14. Januar 2024

Der Rhein - Völker verbindend

Der Rhein bei Rolandseck
Und jetzt stellen Sie sich doch mal Ihre Ahnenreihe vor – seit Christi Geburt.
Da war ein römischer Feldhauptmann, ein schwarzer Kerl, braun wie ne reife Olive, der hat einem blonden Mädchen Latein beigebracht. Und dann kam ein jüdischer Gewürzhändler in die Familie, das war ein ernster Mensch, der ist noch vor der Heirat Christ geworden und hat die katholische Haustradition begründet. – Und dann kam ein griechischer Arzt dazu, oder ein keltischer Legionär, ein Graubündner Landsknecht, ein schwedischer Reiter, ein Soldat Napoleons, ein desertierter Kosak, ein Schwarzwälder Flözer, ein wandernder Müllerbursch vom Elsaß, ein dicker Schiffer aus Holland, ein Magyar, ein Pandur, ein Offizier aus Wien, ein französischer Schauspieler, ein böhmischer Musikant – das hat alles am Rhein gelebt, gerauft, gesoffen und gesungen und Kinder gezeugt – und – und der Goethe, der kam aus demselben Topf, und der Beethoven und der Gutenberg, und der Matthias Grünewald, und – ach was, schau im Lexikon nach. Es waren die Besten, mein Lieber! Die Besten der Welt! Und warum? Weil sich die Völker dort vermischt haben. Vermischt – wie die Wasser aus Quellen und Bächen und Flüssen, damit sie zu einem großen, lebendigen Strom zusammenrinnen. Vom Rhein – das heißt: vom Abendland. Das ist natürlicher Adel. Das ist Rasse. Seien Sie stolz darauf, Hartmann – und hängen Sie die Papiere Ihrer Großmutter in den Abtritt. Prost.


Dieser Text stammt aus Carl Zuckmayers berühmtem Drama "Des Teufels General".
Fischer TB, 2008, 36. Aufl.  S. 64f


Der Text im Zusammenhang: hier


Völkermühle Europas bei Wikipedia

Inhaltsübersicht zu "Des Teufels General": hier

Der Spielfilm (Deutschland 1955) mit Curd Jürgens: hier



------ Begegnung mit Thomas von Kempen ------------------------- Gott füllt in leere Gefäße ----------

Taufschale in der Kreuzkirche Herne (Foto: InterReligiöse Bibliothek, IRB)

DAS GÖTTLICHE SCHÖPFEN

Wie soll ich
nach innen schauen,
wo sich doch das Auge
nach außen richtet?

Wie soll ich mich
kehren in mich,
wo doch ständig die Hände
greifen nach vorn? 

Wie soll ich denn
zu mir kommen,
fahr ich doch stets und ständig
weg von mir selbst?

                               Wie soll ich,
                               wenn ich will,
                          aber nicht kann, oder?

         Wie die Quelle 
                                     urplötzlich die Tiefe durchbricht
                       und meine Tiefe erfüllt,
              so hört das Fragen
              mit einem Mal auf.
                Ich kann auf ein Mal
                    frei und ungezwungen
                                              das Unendliche, das Göttliche schöpfen
                      - in mir!


ZUM GE-LASSENEN SELBST-SEIN

Sammeln, sich sammeln, aufsammeln,
gesammeltes Wesen,
gegründetes Ich
der übliche Weg,
aber dann
der Weg zum gelassenen Selbst -
die Dinge beiseite geschoben -
weg-lassen, ver-lassen, ge-lassen.
Im Verlassen
hinter das Ich kommen
und sich Selbst finden.
Das ist ein Grund,
nicht entdeckt, sondern auf-gefunden
und neu gegründet jenseits vom Haben,
jenseits vom Dasein,
gegründet ins Sein.


Denn der Herr gibt seinen Segen dort,
wo er leere Gefäße findet
.
(4. Buch, Kap. 15,3)

Thomas von Kempen (um 1380 - 1471), niederrheinischer Mystiker zur Richtung der "Devotio moderna" gehörend. Er wurde durch sein Buch: Von der Nachfolge Christi (ursprünglich in Latein: De imitatione Christi) weltbekannt. Es gilt als das meistgedruckte Buch nach der Bibel. 
"Dieses Buch wurde fast so häufig gelesen wie die Bibel: wie ein Mönch vor 600 Jahren einen Bestseller schrieb. Thomas a Kempis verfasste ein Buch, das lange in fast jedem christlichen Haushalt zu finden war. Die «Nachfolge Christi» bot spirituelle Stärkung und praktische Lebenshilfe" (Bernhard Lang, NZZ, 21.07.2021).

Thomas von Kempen, zeitgenössisches Gemälde in Zwolle (wikipedia)

Thomas von Kempen im Zusammenhang
von Meditation, Kontemplation Mystik und MystikerInnen >>>
Lizenz: CC



Sonntag, 12. November 2023

Maulana Rumi - im Anhauch Gottes (aktualisiert)

Cover - Basel: Sphinx-Verlag 1993

Der berühmte persisch-islamische Mystiker und Dichter  
Dschalāl ad-Dīn Muhammad ar-Rumi 
(geb. 30.09.1207 in Balch, Afghanistan, gest. 17.12.1273 in Konya, Türkei)
gilt als Gründer des Ordens der tanzenden Derwische
Semâ-Zeremonie im Kulturzentrum des Ordens in Avanos, November 2010
(Wikipedia: Mevlevi)
Wegen seiner beeindruckenden Spiritualität wird er auch Maulana (Mewlana) genannt: 
Großer Meister! 
Sein Hauptwerk in 6 Bänden und 25.000 Doppelversen, das Mathnawi (Masnavi), liegt zum ersten Mal in einer zweibändigen deutschen Übersetzung vollständig vor:

Dschalal ad-Din Rumi | Übersetzer: Otto Höschle -
Neue Versübersetzung von Rumis Masnawi aus dem Persischen.
Details: Chalice-Verlag Xanten 2022 - mit Leseproben


Daneben ist Rumis Diwan-e Schams-e Tabrizi nicht minder berühmt: Er besteht in der poetischen Form der Ghaselen (2.000 = ca. 21.000 Verse) und 1700 Vierzeilern, den Ruba'iyat (= ca. 3500 Verse).
Rumi sieht die universale Liebe als entscheidende Kraft des Lebens an. Im Wesenszentrum des Selbst spielt das Ich keine Rolle mehr. Von dieser Liebe geleitet, findet der Suchende auf dem Weg zur Wahrheit Gott im eigenen Herzen.

Das Grab Rumis in Konya (wikipedia: Rumi)
  • Rumis Todestag in Konya (17.12.1273) --- Sufismus zwischen Tradition und Lifestyle 

    1925 ließ Mustafa Kemal Atatürk die Sufi-Orden schließen. Heute wirbt in Konya die Stadtverwaltung mit den drehenden Mevlevi-Derwischen (Marian Bremer, Qantara.de, 19.12.2022)
  Ahmad Milad Karimi (Auswahl,, Übers,, Kommentar):
RUMI Du wurdest mir Flügeln geboren.
Ostfildern: Patmos 2023, 136 S. mit Kalligrafien von Iyad Shraim 



Marian Brehmer: 
Der Schatz unter den Ruinen

Meine Reisen mit Rumi
zu den Quellen der Weisheit

Freiburg u.a.: Herder 2022, 192 S.

Katayoun Goudarzi and Shujaat Husain Khan’s This Pale
All of the projects by Iranian-American vocalist Katayoun Goudarzi and Indian composer and sitarist Shujaat Husain Khan are emotionally engaging in their own ways. But their 2021 recording This Pale is especially moving. Goudarzi specializes in singing and reciting the ecstatic poems of the ancient Persian poet known as Rumi, which are set to music which is improvised in the studio by Khan along with a few other select musicians"
(Zitat aus: A Green Man Review - dort auch Musikbeispiele)

Hommage an den persischen Poeten Rumi - Ein Kaleidoskop aller Nuancen der Liebe

Vier Menschen aus zwei Kulturen – Iran und Indien – lassen sich von der Dichtung Rumis zu einem Album inspirieren. Wie schon die Poesie Rumis, so spricht auch das Album „This Pale“ von Liebe, Toleranz und der Idee eines harmonischen Ganzen in einer polarisierenden Welt (Richard Markus, Qantara.de, 20.01.2022)

RUMI-ZITATE
DAS HERZ ALS ZUFLUCHTSORT FÜR ALLE 
Bisweilen sind wir sichtbar, bisweilen verborgen,
 
bisweilen Moslems, Christen oder Juden. 

Wir durchlaufen viele Formen, 
bis unser Herz Zufluchtsstätte wird für alle.

Die schönsten Gedichte aus dem klassischen Persien, von Ḥāfiẓ, Ǧalāl-ad-Dīn Rūmī,
Umar Ḫaiyām. 
München: C.H. Beck 2009, 3. Aufl., S. 62 (aus dem Diwan)

Was du auch denkst, es wird vergänglich sein.
Was kein Gedanke fassen kann, ist Gott.

Aus dem Mathnavi. Übersetzt von Annemarie Schimmel.
Rumi. Ich bin Wind, und du bist Feuer. 
Leben und Werk des großen Mystikers. DG 20. Köln: Diederichs 1986, 5. Aufl., S. 87
Beobachte die Wunder, die um dich herum geschehen.
Fordere sie nicht ein.
Fühle die Kunstfertigkeit, die dich durchströmt,
und sei still.

DER TEMPEL GOTTES IM HERZEN
Die hin zur Kaaba pilgern gehn,
Wenn nun an ihrem Ziel sie stehn,
In einem Tale ohne Saat
Ein altes Haus von Stein sie sehn.
Sie gingen hin, um Gott zu schaun'n;
Und nun um's Haus im Kreis sich drehn.
Wann sie sich lange so gedreht, So hören sie die Stimme wehn:
Was, Toren, ruft ihr an den Stein? 
Wer wird vom Steine Brot erflehn?
Wenn ihr den Tempel Gottes sucht, 
In eurem Herzen tragt ihr den.
Wohl dem, der bei sich selbst kehrt ein,

Statt pilgernd Wüsten durch zu gehn.
Ghaselen XL: Pilger zur Kaaba.
Aus: Mewlana Dschelaleddin Rumi: Das Meer des Herzens geht in tausend Wogen:  Ghaselen. Aus dem Persischen von Friedrich Rückert. Frankfurt/M.: Dagyeli 1988, S. 46



DIE MOSCHEE IN DER FERNE 

Der  Ort, an dem Salomo anbetete,
nennt sich die ferne Moschee.
Sie ist weder aus Erde gebaut,
noch aus Wasser oder Stein,
aber mit Bedeutsamkeit und Weisheit.


Alle ihre Teile sind Erkenntnis und
Antworten auf jedes Andere.

Der Teppich beugt sich zum Besen.
Der Türklopfer und die Tür
schwingen gemeinsam wie Musiker.
Der Herzensschrein lebt,
aber man kann ihn nicht beschreiben.
Warum es also versuchen!?


Salomo geht jeden Morgen dorthin
und gibt Weisung mit Worten,
mit musikalischen Harmonien und in Aktionen.
Sie sind die tiefsten Lehren.
Ein Prinz ist nur ein leerer Gedanke,
bis er etwas tut mit Großmut.


Eine Vogel-Delegation kam zu Salomo und beklagte sich:
"Warum kritisierst du nie die Nachtigall?"
"Weil mein Weg verschieden ist",
erklärte die Nachtigall für Salomo,

Ich singe von Mitte März bis Mitte Juni.
Die andere Zeit, während du ständig zirpst,

bleibe ich schweigend."

Coleman Barks with Johne Moyne, A.J. Arberry & Reynold Nicholson: The Essential Rumi.
Edison, NJ (USA): Castle Books 1997, p. 191f 



ER WAR AN EINEM ANDEREN ORT
Kreuz und Christen –
Ich suchte von einem Ende zum anderen.
Ich prüfte – ER war nicht am Kreuz.
Ich ging zum Hindu-Tempel, zur alten Pagode,
In keinem von ihnen war irgendein Zeichen.
Ich ging ins Hochland von Herat und nach Kandahar.
Ich sah nach.
ER war weder auf den Höhen noch im Tiefland.
Ganz entschlossen stieg ich auf den Gipfel des Kat-Berges.
Dort war nur die Wohnung des Anqa-Vogels.
Ich ging zur Kaaba nach Mekka.
ER war nicht da.
Ich fragte nach IHM bei Avicenna.
Er war jenseits der Reichweite von Avicenna.
Ich sah in mein eigenes Herz,
Dort, an diesem Ort, da sah ich IHN.
ER war an keinem anderen Ort

Aus den Ghaselen (N XVII, nach Reclam TB 1168, S. 59), Textvariation, 
vgl.: Gesänge des tanzenden Gottesfreundes.
Aus der Dichtung des persischen Mystikers Rumi. 
Mit Ornamenten von Karl Thylmann. 
Übertragen und geschrieben von Linde Thylmann. 
Herder-Bücherei: Texte zum Nachdenken Bd. 679. Freiburg u.a.: Herder 1978, S. 33

Der Lufthauch in der Morgendämmerung
hat dir Geheimnisse zu erzählen.
Leg dich nicht wieder schlafen.




Lied der Rohrflöte 
als Seelengesang des vollkommenen Menschen


Hör auf der Flöte Rohr – wie es erzählt, und wie es klagt
vom Trennungsschmerz gequält ! 
"Seit man mich aus der Heimat Röhricht schnitt,
weint alle Welt bei meinen Tönen mit.
Ich such ein Herz, vom Trennungsleid zerschlagen,
um von der Trennung Leiden ihm zu sagen.
Sehnt doch nach dem In-Einheit Lebensglück,
wer fern vom Ursprung, immer sich zurück !
Ich klagt’ vor jeder Gruppe in der Welt,
ward Guten bald und Schlechten bald gesellt;
ein jeder dünkte sich mein Freund zu sein,
sucht' mein Geheimnis nicht im Herzen mein.
Und doch, so fern ist’s meiner Klage nicht -
Dem Aug' und Ohre fehlet nur das Licht.
So sind auch Leib und Geist einander klar -
Doch welchem Auge stellt der Geist sich dar?"


Kein Hauch, nein, Feuer sich dem Rohr entwindet -
Verderben dem, dem diese Glut nicht zündet !
Der Liebe Glut ist’s, die ins Rohr gefallen,
der Liebe Brausen lässt den Wein nur wallen.
Die Flöte - der Getrennten Freundin sie -
Zerreißt die Schleier, doch die Melodie !
Wer sah als Gift das Gegengift ihr Gleiches?
Wer sah als Tröster und als Freund ihr Gleiches?
Vom Pfad im Blute will das Rohr berichten,
von Madschnuns Lieb' erzählet es Geschichten.
Vertraut mit diesem Sinn ist nur der Tor,
der Zunge Kunde höret nur das Ohr !


In Leid sind unsere Tage hingeflogen,
und mit den Tagen Plagen mitgezogen;
Doch zieh’n die Tage, lass sie zieh’n in Ruh,
wenn Du nur bleibst, der Reinen reinster Du ! 
Der Fisch nur wird vom Meere niemals satt,
lang wird der Tag dem, der kein Tagbrot hat.


Der Rohe kann den Reifen nicht verstehn -
So soll mein Wort denn kurz zu Ende gehn.
Das Mathnawi
Ausgewählte Geschichten. Aus dem Persischen von Annemarie Schimmel.
Basel: Sphinx 1994, S. 22-25
Vgl. Werner Sundermann (Hg. und aus dem Persischen übersetzt / 
Martin Remané, Nachdichtung): Lob der Geliebten. Klassische persische Dichtungen. 
Berlin: Rütten & Loening 1983, 2. Aufl., S. 111